Tabak und Meerschaum
DIE WEISSE GÖTTIN
Schloss Britz präsentiert vom 08.05. bis zum 19.09.2010 unter dem Titel „Tabak und Meerschaum – Die weiße Göttin“ erstmals in Berlin eine Ausstellung, die anhand ausgesuchter Objekte einen Einblick in die untergegangene bürgerliche Rauchkultur des 19. Jahrhunderts gestattet. Vornehmlich werden Arbeiten aus der Sammlung JTI/Austria Tabak präsentiert. Im Jahr der Wiener Weltausstellung 1873 erwarb die Generaldirektion der k.k. Österreichischen Tabakregie einige der dort gezeigten Prunkmeerschaumpfeifen, die den Grundstock der Sammlung bilden. Die Ausstellung zeigt rund 150 Pfeifen, Spitzen und Bilddokumente, die die handwerkliche Virtuosität und den Erfindungsreichtum der Meerschaumschneider illustrieren: neben bildungsbürgerlichen Szenen nach literarischen und mythologischen Vorlagen, finden sich zahlreiche Genre- und Tierdarstellungen, Porträtköpfe, aber auch erstaunlich verwegene erotische Motive.
Als Meerschaum oder Sepiolit bezeichnet man ein der Silikatgruppe zugehöriges Mineral von weißer, gräulicher oder gelblicher Farbe. Das Mineral ist stark hygroskopisch und zeichnet sich durch feinporöse Struktur, Leichtigkeit und geringe Härte aus.
Meerschaum wird seit dem 17. Jahrhundert in Tagbauweise gewonnen, seine wichtigsten Förderstätten liegen im anatolischen Eskisehir. Der Siegeszug der Pfeife aus Meerschaum verwundert nicht: Das poröse Material nahm das beim Rauchen entstehende Kondensat leicht auf und ermöglichte so ein trockenes, mildes und kühles Rauchen und seine Weichheit erlaubte eine aufwendige, ornamentale oder figurale Gestaltung. Der Herstellungsprozess einer Meerschaumpfeife hat sich in den Grundzügen seit dem 18. Jahrhundert nicht wesentlich verändert, damals wie heute wird das empfindliche Material mit der Hand verarbeitet.
Die Anfänge der europäischen Meerschaumschneiderei lagen in Ruhla (Thüringen) und Lemgo (Westfalen). Dort etablierten sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Betriebe, die sich auf das Fertigen von Pfeifenköpfen spezialisierten.
Wien folgte zu Beginn des 19. Jahrhunderts und avancierte im Vormärz zum wichtigsten europäischen Zentrum der Meerschaumschneiderei. Die goldenen Jahre dieser Industrie fielen in den Zeitraum von 1840 bis 1880. Die Wiener Meerschaumschneider entwickelten eine Produktpalette, die, was Verarbeitung und künstlerische Qualität betraf, einzigartig dastand. Auf den Weltausstellungen in London (1871), Wien (1873) und Paris (1878) wurden die Arbeiten aus Wien regelmäßig mit Goldmedaillen prämiert.
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Öffnungszeiten:
08.05. – 19.09.2010
Standort:
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Kulturstiftung Schloss BritzAlt-Britz 73
12359 Berlin
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